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Kontext der Inschriften
- Sprache (linguistisch, soziolinguistisch)
- Lepontii (antike historische Nachrichten, Fremdbeschreibung od. -Nennung von Ethnos/Stamm)
- Golasecca Kultur (archäologisch, typologisch, Chronologie und Chorologie)
Begriffliche (forschungsgeschichtlich bedingte) Probleme
- Ebenen der Sprache, materiellen Kultur und der Kulturträger/Sprecher sind nicht deckungsgleich, werden jedoch bei Begriffsbildungen oft vermischt bzw. stillschweigend gleichgesetzt
- Siehe Meid 1999: 13 "Die lepontischen Inschriften können als Manifestation einer im entsprechenden inneralpinen Raum bezeugten Kultur angesehen werden, die archäologisch als Golasecca-Kultur bezeichnet wird." (vgl. bezügl. der direkten Zusammenhänge von kontinentalkelt. Sprachen und Hallstatt- und Latènekultur Markey & Mees 2004: 55-57, Schmidt 1980: 175, Prosdocimi 1967: 220-222, Weisgerber 1931: 167-183 usw. (Pankeltismus!))
- Ähnl. problematisch auch Uhlich (2007: 378-381) und Uhlich (1999: 283-291, der die Begründungen für die Trennung der lep. Sprache von der Gallischen neben sprachlichen Eigenheiten auch in parallelen Überlieferungen sucht. V.a. aufgrund der gleichzeitig eintretenden Golasecca-Kultur (Phase II und III) und den frühen Inschriften in lepontischer Sprache sucht er hauptsächlich im archäologischen Befund nach einem Beweis. Die von ihm zitierten Argumente (v.a. Uhlich (2007: 380-381 und ausfürhlicher Uhlich 1999: 285-290) reflektieren das problematische Verständnis des Begriffes "archäologische Kultur" als materielle Äußerung eines Volkes/Stammes mit einer Sprache. "(…) Against this background, a Celticization of the Golasecca area, i.e. the introduction of an entirely new, Celtic, language, immediately before the first appearance of Celtic linguistic documents seems highly implausible, and the date suggesting itself for this process is rather at the next previous cultural break, i.e. ca. 1200." (Uhlich 2007: 381; vgl. von archäologischer Seite (Golasecca-Kultur): Bertolone 1956-7: 69)
Siehe auch De Hoz 1992: 229-234 ("[…] the logics of power and prestige that explain man's influence o man are the same in the case of material culture and of social institutions, and even though language has its own, very peculiar stipulations, it is a social institution. It would be uneconomic, and even absolutely unlikely to think that two parallel processes in time and space, the expansion of the La Tène culture and the expansion of the Gaulish language, were not related and were not in fact two aspects of a same development." S. 232) !!!
- Den einzigen prozessualistischen Ansatz, den ich bisher finden konnte, ist der von Devoto 1962 (Origini indoeuropee, Firenze), kommentiert (offenbar nach einer Kritik von Lejeune) in Devoto 1972: auf S. 248 "Riaffermo quì però, a distanza di dieci anni, che l'avvento di tradizioni linguistiche indoeuropee a) non avveniva per comunità nazionali organiche, ma per singole unità linguistiche lessicali e fonologiche; b) non era accompagnato da fatti socio-politici che permettessero di riconoscerle. L'indoeuropeizzazione era un processo invisibile."
- diese Ebenen sind jedoch auch nicht strikt zu trennen: hängen in Forschungsfragen zusammen (Definition Sprache -> Definition Sprecher; Definition archäol. Kultur -> Definition Kulturträger usw.); Erkenntnisse/Deutungen hängen oft von der Vernetzung dieser Ebenen ab, wie Uhlich in seinen Beiträgen (1999, 2007) deutlich macht.
- die Vernetzung der Ebenen hängt von den verwendeten Begriffen und Modellen ab (sehr allg. formuliert mit Kulturtheorien, oder Theorien, die sich mit dem Funktionieren menschlicher Aktion, Interaktion und den damit einhergehenden Materialisierungen (unseren Quellen) auseinandersetzen)
(**Interessant wäre es, Deutungsmodelle zu entwickeln, die nicht auf den Nachweis von kulturellen Einheitlichkeiten (wie "Keltisierung", archäol. Kultur sowie Sprache) anhand von einheitlichen archäologischen Phänomenen, Sprachverwandtschaften oder Bezeichnungen von Ethnien, Stämmen etc. basieren. Einheitlichkeit ist in diesem Fall ein Konstrukt, das von der Perspektive des Beobachters abhängt (einerseits Typologie; andererseits was sagt die Typologie über die "wahren" oder "realistischen" Verhältnisse aus? Ist etwas "typisch golasecchianisches" wirklich ein Ausdruck für etwas typisches der Kulturträger? Ist die mögliche Abgrenzung einer lepontischen Sprache unbedingt ein Ausdruck der Einheitlichkeit ihrer Sprecher, der Leponter?). Die Definition: Leponter = Träger der Golasecca-Kultur = Lepontisch Sprecher = früher keltischer Stamm in N-Italien ist zwar nicht unbedingt ein falsches Modell, es ist jedoch stark vereinfachend und es sucht nach einer homogenen und klaren Entität, die all diese Features beinhaltet. Das wäre ein super Dissertationsthema für mich ;))
Kommentar
- Die Auseinandersetzung mit diesen begrifflichen Schwierigkeiten gibt es im Rahmen anderer Begriffe (z.B. dem Kelten-Begriff) schon ein Weilchen, jedoch wie mir scheint nicht im Bereich des Lepontischen (weil die Problematik in sprachwiss. Kontext vielleicht noch nicht wirklich rezipiert wurde? Uhlich 2007 reflektiert in seinem recht aktuellen Artikel diese im archäologischen Bereich doch schon zwei Jahrzehnte diskutierte Thematik jedenfalls nicht.)
- Es ist (langfristig gesehen) vonnöten die von uns verwendeten Begriffe (Lepontisch, Leponter, usw.) auch unter diesem Aspekt zu beleuchten (oder diese zumindest zu erwähnen). Dies könnte im historischen Überblick untergebracht werden. Dazu vgl.
- Meid 1999: v.a. 13
- Uhlich 2007: 378-381
- Uhlich 1999: 283-291
- Devoto 1972
- De Marinis 1988
- De Marinis 1991
- De Marinis & Motta 1990-1
- Motta 1992
- De Marinis & Biaggio Simona 2000: I & II
Golasecca Kultur
- De Marinis 1981
- Markey & Mees 2003: 122-124!!
- De Marinis & Biaggio Simona 2000: I 341-206
- Stöckli 1975: 53-55, figs. 51-53
- Negroni Catacchio 1975
(vorgänger Kultur proto-Villanova: Barfield 1971: 99-106, 127-136, Handelsrouten: vgl. Markey & Mees 2003: 124-126, Kimmig 1974: 68-84, Villard 1960)
Kelten in N-Italien
- Frey 1995
- Frey 1996: 75 ff.
- Cunliffe 1997: 70ff.
- Wernicke 1991: 73-86, (zu Livius: 86-110)
- Violante 1993: (" 15-23)
- Baldacci 1983: (" 153-155)
- Livius: 5.33, 5.34
- Polybios: 2.17.3-7 (Kelteneinwanderung in N-Italien), 1.6.1 (gallische Eroberung Roms)
- Strabon: 4.206
- Plinius NH: 3.136
- Krahe 1936: 243-244, fn. 3 (wer waren Lepontii?)
- Markey & Mees 2003: 124-125
- Rankin 1987: 110-116
- Violante 1993
(Etrusker in N-Italien: vgl. Markey & Mees 2003: 123, Cato in Serv. ad Aen.: 11.567, Livius: 1.2, 5.33, Justinus: 20.5,8, vorrömische Bevölkerung in N-Italien: vgl. Markey & Mees 2003: 124, 126, Plinius d.Ä.: N.H. 3.124)
- Auch wenn es derzeit kein zentrales Thema ist, so hängen doch von diesen grundlegenden Definitionen und Modellen das Gefüge von Textkorpus, archäologischem Kontext und geographischen/chronologischen Eingrenzungen ab
--Michela Vignoli 23:34 08 March 2011 (CET) und 9:15 01 April 2011 (CET)
- Zu Punkt Kontext: evtl. auch "Lepontische Schrift" (bzw. "Alphabet von Lugano"), falls überhaupt typologisch differenzierbar. --Martin Braun 01:39, 9 March 2011 (CET)
- Hierzu North_Italic_Script#Commentary, was natürlich mit den restlichen Erkenntnissen zusammenhängt (woher kommt Schrift (aus welcher Kultur bzw. von welchen Ethnien), wie und von wem wurde sie verbreitet, etc.) --Michela Vignoli 11:28 10 March 2011 (CET)
- Ich habe das größte Problem mit dem Begriff "Lepontier" (und den davon abgeleiteten Bezeichnungen für die von ihnen verwendeten Sprache und Schrift). Dieser wird offenbar erst von antiken Autoren wie Cäsar, Plinius d. Ä. oder Strabo gebraucht. Die entsprechenden Stellen sollten wir natürlich raussuchen und genau ansehen. Für das halbe Jahrtausend davor wird das aber eher wenig Aussagekräftiges bringen. --Martin Braun 01:39, 9 March 2011 (CET)